
Joker 2: Folie à Deux
Alle Welt scheint der Meinung zu sein, dass ein Regisseur gemeinsam mit seinem offenbar übermotivierten Hauptcast, der wohl method acting betreiben würde, einen Film schuf, nur wegen Geld, sehr, sehr viel Geld, um die gesamte Fangemeinde, die Filmindustrie und das Studio Warner Bros zu verprellen. Es soll ein regelrechter Stinkefinger sein in alle Richtungen. Da sind sich so gut wie alle Youtube Filmkritiker einig, besonders jene, die Wissen über die zugrundeliegende Comicfigur haben. Joker 2 soll den damals überdurchschnittlich erfolgreichen ersten Teil inhaltlich demontieren, kaputt machen, “drauf scheißen”, aber - da sind sich auch alle einig - er soll meisterhaft gefilmt, inszeniert und gespielt sein, mit Bildern, die beeindrucken. “Every frame a Picture”. Als ich das damals hörte, machte mich das nur noch neugieriger und heißer auf den Film. Wie verdammt mutig kann man bitte sein?!?
In einer Welt, die mit Kritik überhaupt nicht mehr umzugehen weiß, in der sich eine Empörungsgesellschaft entwickelte, eine Welt, in der den Kunst konsumierenden Menschen Macht über die Kunst verliehen wird, in der sie zu bestimmen scheinen und in der alles, aber auch alles nur um Geld und Macht geht. Eine Welt, in der nur EIN markanter Misserfolg, eine gesamte Karriere ruinieren und beenden kann. Hollywood scheint da inzwischen sehr nachtragend zu sein. Ich weiß nicht, ob es nur daran liegt, dass wir eben im Informationszeitalter leben und somit natürlich schneller und direkter alles erfahren, oder ob wirklich die Zahl der “künstlerischen Differenzen” drastisch gestiegen ist in den letzten Jahren. Aber mein Gefühl sagt mir das. Besonders in großen Studios wie Disney ist das meiner Meinung nach enorm häufig der Fall. Auffällig ist: Ein Regisseur landet einen Hit, erhält sofort ein Engagement und soll einen Film oder gar gleich eine Trilogie inszenieren. Dann macht dieser Regisseur einen davon unabhängigen weiteren Film oder eine Serie und scheitert grandios, floppt auf ganzer Linie. Und was passiert? Er wird sofort gefeuert - äh ich meine - es kommt zu "künstlerischen Differenzen”. Ähnliches gilt aber auch für Warner Bros. Auch hier gab es schon häufige Wechsel im Regiestuhl, oder auch im "Writers Room”. So auch bei etlichen anderen Studios. Und im Wissen über diese Entwicklung, soll ein Regisseur und sein Hauptcast sich bewusst für einen Flop entscheiden, mit Ansage? Und dafür aber nicht doppelt, sondern gleich viermal so viel Budget verlangen wie für den ersten Teil (ca. 200 Mio. zu ca. 55 Mio.)? Ist das todesmutig? Oder tatsächlich einfach genial? Finden wir es heraus.
Löst euch mal von den Kritiken, die so zahlreich im Netz zu finden sind. Macht euch völlig frei, quasi ein Reset und Neustart. Lasst uns den Film vollkommen unvorbelastet, unvoreingenommen und so objektiv wie es eben möglich ist betrachten. Vielleicht sollten wir sogar Joker 1 und Joker 2 als ein zusammengeschmolzenes Werk betrachten, als untrennbar verwoben, wie Akt 1 und Akt 2 einer Tragödie. Die Vorlage für den Film bildet eine der komplexesten Comic-Bösewichte, die es gibt: Der Joker, der Clown Prince of Crime. Eine Figur, die schon einige meisterhafte Interpretationen und Adaptionen erfahren hat - sowohl in animierter Form als auch in Live-Action. Jack Nicholson in der Tim Burton Batman-Reihe, Heath Ledger in der Christopher Nolan “The Dark Knight” Trilogie, Mark Hamill als Voice-Actor für verschiedene Animationsfilme und Hörspiele, Cameron Monaghan in der Live-Action Serie “Gotham” und schließlich Joaquin Phoenix in der Todd Phillips Adaption. Alle auf ihre ganz eigene Art brillant und meisterhaft umgesetzt und alle ganz anders, eigen. Sie alle geben der Figur einen eigenen Anstrich, eine weitere Facette in der ohnehin schon recht komplexen Konstruktion der Figur. Was aber alle gemeinsam haben: Sie stellen einen kaltblütig mordenden Psychopathen dar, unkontrolliert, moralisch mehr als fragwürdig, aber auch intelligent und unglaublich schwer aufzuhalten. Ein klarer Bösewicht und Schurke.
WICHTIGER HINWEIS: Ab jetzt muss ich eine deutliche Spoilerwarnung für alle genannten Werke aussprechen. Anders lässt sich das nicht umsetzen. Also, im besten Fall habt ihr bereits alles schon gesehen, oder euch stören Spoiler nicht. Ihr seid hiermit ausdrücklich gewarnt worden!
Der Partner-Beitrag von Nastja zum Film "Joker 2: Folie á Deux"
"Joker: Folie à deux" - Analyse von Nastja
Der Film polarisiert: Genialer Schund oder ein furchtbares Meisterwerk? Eine Analyse des Films aus Sicht einer besonderen Filmliebhaberin, die aber wenig bis keinen Bezug zu Superhelden/Comics hat. Eine Analyse, die sich auf das Filmhandwerk, die Wirkung und psychologische Aspekte des Films konzentriert. Sehr lesenswert und eine perfekte Ergänzung zu dem hier vorliegenden Artikel. Schaut unbedingt rein auf blogging-mox.ch
Vergleiche zu anderen Jokern
Ich versuche im Folgenden als Vergleichsmöglichkeit den Charakter-Aufbau bzw. die Entwicklung von zwei verschiedenen Joker-Interpretationen darzustellen. Die eine bezieht sich direkt auf ein vorhandenes und beliebtes Comic “The Killing Joke” (2016), die andere Interpretation des Jokers bedient sich zwar bekannter Elemente, definiert die Figur aber völlig neu in der Serie “Gotham” (2014-2019). Warum ich beide Interpretationen teilweise in den Todd Phillips Joker Filmen wiederfinde, also welche Parallelen es gibt und wieso ich finde, dass sich die Joker Filme von Todd Phillips durchaus in die Lore einfügen lassen, wenn auch nicht so, wie sich die meisten es wünschen würden, werde ich gleich versuchen darzustellen. Aber zuerst die Plots der beiden Joker Adaptionen, wie ich sie wahrgenommen habe. Kann ja immer sein, dass ich etwas anders interpretiere, als ihr oder die meisten.
1. Der Comic akkurate Joker: Batman Animationsfilm “The Killing Joke”
Eine meiner liebsten Batman Animationsfilme ist “The Killing Joke” (2016) von Sam Liu und Brian Azzarello. Auch ein recht umstrittenes Werk wie “Joker”, weil im Grunde eine Hälfte des Films komplett hinzugedichtet wurde zu der eigentlichen Vorlage, nämlich dem gleichnamigen Comic. Aber der Teil, der sich auf Joker bezieht, ist dann nahezu 1:1 dem Comic entnommen. Viele Kritiker empfinden die erste Hälfte des Films als langweilig und überflüssig, weil der Joker nicht vorkommt und der Plot keine Relevanz haben soll. Ich persönlich sehe das völlig anders. Dazu aber später mehr.
Die ergänzte Film-Hälfte befasst sich mit Barbara Gordon, Tochter von Commissioner James Gordon, die sich an der Seite von Batman als Batgirl verdingt, den Schurken in Gotham einen kräftigen Kinnhaken nach dem anderen verpasst und sich eine Art Erzrivale bildet. Ein Schurke, der sich komplett auf Batgirl einschießt und sich so eine toxische und überaus gefährliche Verbindung bildet. Der Schurke treibt Batgirl an den Rand ihrer eigenen Moralvorstellung und beinahe auch darüber hinaus, holt das Dunkelste in ihr hervor, zeigt ihr den Abgrund. Etwas, wovor sie Batman stets warnte und versuchte, sie davor zu bewahren. Denn er kennt das nur allzu gut. Er hat diese “toxische Beziehung” mit Joker, das ständige Tauziehen mit der Moral. Er ist so kurz davor, die Linie zu überschreiten, sich der Dunkelheit hinzugeben, seine Moral über Bord und sich in den Abgrund zu schmeißen. Er weiß, es fehlt nicht mehr viel und er würde Joker töten, oder Joker wird ihn töten. Geduld für die Schurken Gothams hat er schon lange nicht mehr. Seine Moral ist längst aufgeweicht. Und ein Fuß steht schon im Schatten. Er weiß also nur zu gut, wovon er redet, vor was er Barbara warnt. Sie verstand die Warnungen aber nicht, empfand sie als Bevormundung. Bis sie eben in diesen Abgrund blickte, als sie beinahe diesen Ganoven umgebracht hätte, sie beinahe zur Mörderin wurde. Nur ein Augenblick, eine einzige Entscheidung trennte sie davor. Aber sie wachte auf, entschied sich im letzten Moment richtig und ließ ihn einfach nur verhaften. Aber jetzt begriff sie, was Batman versucht hatte, ihr zu sagen und ihre Konsequenz war, den Umhang an den Nagel zu hängen, Batgirl zu begraben. Weil sie jetzt nicht mehr verstand, wie Batman es schaffte, diese Linie eben nicht zu überschreiten und hielt es sogar nicht mehr für Menschen möglich. Währenddessen ereignen sich eine Reihe von seltsamen Morden, bzw. werden bereits ältere Tatorte enthüllt, die alle auf den Joker hindeuten.
Ab jetzt beginnt dann die Hälfte des Films, die sich direkt auf die Vorlage stützt. Joker ist aus dem Arkham Asylum geflohen und hat sich zum Ziel gemacht, allen - insbesondere seinem Erzrivalen Batman - zu beweisen, dass nur ein einziger schlechter Tag nötig ist, um den Verstand zu verlieren. Er selbst war einst ein erfolgloser Stand-Up-Comedian mit guter Seele, einer ihn liebenden, schwangeren Frau, ohne Geld, ohne Zukunft und belächelt von allen, ausgenutzt, benutzt und vorgeführt. Es ging soweit, dass er an einem Tag einfach alles verlor: Seine schwangere Frau starb, er wurde für einen misslungenen Raubzug von der Polizei gesucht, sogar von Batman gejagt, weil man ihn reingelegt hatte. Er fiel in einen Chemikalienbehälter und wurde irgendwie durch eine Kanalisation nach draußen gespült. Seine Haare grün gefärbt, seine Haut weiß wie eine Wand und sein Gesicht verzerrt im sich jetzt Bahn brechenden Wahnsinn mit einem Dauergrinsen. Er hat alles verloren: Seine Frau, sein Kind, sein Leben, seinen Verstand. An einem einzigen Tag. Das, wie er findet, kann jedem passieren. Um das zu beweisen, bricht er bei Familie Gordon ein, verletzt Barbara lebensbedrohlich, zieht sie nackt aus und macht eine Reihe sehr freizügiger Fotos, während sie beinahe verblutet, leidet, von Angst und Schmerz gepeinigt wird. Er entführt James Gordon und hält ihn auf einem Jahrmarkt fest, konfrontiert ihn mit einer Reihe moralischer Fragen, aber auch mit der Pein seiner Tochter. Die Hoffnung von Joker ist, dass Gordon dadurch seinen Verstand verliert, seinen Anker, seinen moralischen Kompass. Aber dem ist nicht so. Als ihn Batman schließlich nackt und am Boden zerstört in einem Käfig vorfindet, bittet ihn Gordon unbedingt keine Linie zu überschreiten, er müsse Joker unbedingt zeigen, dass nicht jeder so ist oder werden kann und Batman muss ihn unbedingt einfach dem Gesetz übergeben. Joker macht es Batman natürlich nicht leicht, er will ihn dazu bringen, seine Moral über Bord zu werfen, egal ob es dabei Jokers Leben kostet. Er setzt alles daran, und beinahe hätte er es auch geschafft. Aber Batman ist besser als das, er kann widerstehen. Und letztlich endet es mit einer ehrlichen Aussprache, einem “Killing Joke", bei dem sowohl Joker als auch Batman herzhaft lachen müssen und der normalen, gesetzestreuen Festnahme von Joker.
2. Die Reinterpretation des Jokers: TV-Serie “Gotham”
Die Serie Gotham umfasst fünf Staffeln mit insgesamt 100 Episoden. Die Erstausstrahlung erfolgte von 2014 bis 2019, finanziert und ausgestrahlt vom US-TV Sender Fox. Der Showrunner der Serie war Bruno Heller. Die Pilotfolge und einige weitere Folgen der Serie wurden von Danny Cannon inszeniert. Weitere bekannte Regisseure der Serie sind unter anderem TJ Scott, Rob Bailey, Nick Copus und Eagle Egilsson. Vermutlich alles keine Namen, die der Mehrheit bekannt sein dürften. Aber trotzdem war die Serie fantastisch und ging ganz eigene Wege, entfernte sich dabei aber teilweise stark von der Comicvorlage. Aber das war ok. Niemand erwartete hier Comic akkurate Handlungen oder Charaktere - also zumindest ich nicht. Aber man erhielt interessante Psychogramme von fast allen bekannten Batman-Charakteren in einer Stadt, die selbst zum Protagonist wurde, verkommen, dreckig, düster, korrupt und schlecht: Gotham. Hauptfokus liegt dabei auf James Gordon, der gerade frisch nach Gotham versetzt wurde und ein junger, engagierter, gesetzestreuer und idealistischer Cop war. Etwas, das man in Gotham gar nicht kennt und mit dem auch niemand richtig umgehen kann. Grade als ersten Fall wird er zu einem Mord gerufen von einem reichen und in der Stadt berühmten Ehepaar: Martha und Thomas Wayne. Der junge Bruce musste es mit ansehen und konnte nichts tun, war völlig verängstigt und stand unter Schock, verständlicherweise. Gordon kümmerte sich und wurde gemeinsam mit Alfred zu den Menschen, die Bruce stützten und ihm halfen, zu dem Menschen zu werden, den wir später als Batman kennen. Wie gesagt werden in der Serie einige Charaktere behandelt und deren Entstehungsgeschichte in dieser Welt beleuchtet, man nimmt sich dabei aber viele Freiheiten und erfindet teilweise neue Charaktere dazu wie z.B. Fish Mooney, die es in den Comics gar nicht gab. Aber einige gab es, darunter z.B. der Pinguin, Riddler, Catwoman, Poison Ivy oder die Mafiabosse Falcone oder Maroni - aber auch der Batman-Schurke schlechthin: Der Joker.
In “Gotham” wird eine Version der Entstehung des Jokers gezeigt, die sich auf die Zwillingsbrüder Jerome und später in der Serie dann Jeremiah Valeska verteilt. Sie sind zwei verschiedene Interpretationen des Jokers, auch wenn das nie explizit in der Serie so benannt wurde. Jeder von ihnen verkörpert unterschiedliche Aspekte des komplexen Charakters. Jerome repräsentiert den chaotischen, unberechenbaren Wahnsinn, während Jeremiah erst einen Menschen mit einem guten, reinen Herzen verkörpert, der gemeinsam mit Bruce den Menschen helfen will. Später in der Geschichte macht er durch bestimmte Umstände eine starke Wandlung durch und stellt schließlich den kalkulierten, methodischen Wahnsinn dar und wird zum “wahren Joker”, ganz ähnlich zu dem, den wir aus den Comics kennen, auch optisch, aber immer noch ohne den markanten Namen. Die Serie bietet dadurch trotzdem eine bislang einzigartige und detaillierte Version der Entstehung des Jokers, indem sie die psychologischen und emotionalen Aspekte des Charakters auf ganz verschiedene Weise erkundet.
Jerome Valeska wird in eine Zirkusfamilie hineingeboren und lebt dort gemeinsam mit seiner Mutter, die ihn ständig misshandelt und ignoriert, während sie offenbar ein leichtes Leben führt und viele Sexpartner hat. Seinen Vater kennt er nicht. Seine Mutter log ihm sein Leben lang vor, sein Vater sei ein Seefahrer und auf See gestorben. In Wahrheit war es ein weiteres Mitglied der Zirkusfamilie. Jerome zeigt schon in jungen Jahren Anzeichen von Wahnsinn, angefangen damit, dass er seine Mutter auf brutalste Weise ermordet. Er ist charismatisch, manipulativ, ein Showman, der, wie sich im Lauf der Geschichte herausstellt, viele Menschen begeistern und um sich versammeln kann. Er ist sehr gefährlich, unberechenbar, extrem gewalttätig, wahnsinnig, aber auch unglaublich intelligent. Dadurch konnte er Gordon den unschuldigen, armen, gebeutelten und bemitleidenswerten Jungen Jerome vorspielen, bis er mit dem Mord an seiner Mutter konfrontiert wird und seine Maske unwiderruflich fällt. Er wird in das Arkham Asylum eingewiesen. Jedoch bleibt er dort nicht lange, weil er und einige andere von einem reichen und mächtigen Mann (Theo Galavan), dessen Ziel es ist die Herrschaft über Gotham zu erlangen, befreit wird, um mit der Gruppe “The Maniax” für gezieltes Chaos, Angst und Schrecken in Gotham zu sorgen.
Galavans Plan sieht vor, dass Jerome und seine Truppe beweist, wie machtlos alle sind und dass es einen strahlenden Helden braucht (ihn), der alle vor der Bedrohung (Jerome) rettet. Das soll möglichst ganz Gotham auch wissen, also ist eine TV-Liveübertragung des finalen “Auftritts” unseres wahnsinnig beliebten Schurken notwendig. Aber nicht nur das, es muss eine Wohltätigkeitsveranstaltung sein, in der Bruce Wayne eine größere Rolle spielen kann. Denn er ist der “Prinz von Gotham”, ein Symbol, das Jerome nutzen soll, bedrohen soll. Und Galavan rettet Bruce und tötet dabei Jerome - vor laufender Kamera. Galavans Plan geht zwar auf und er wird dann auch zum Bürgermeister, kontrolliert eine Zeit lang die Unterwelt Gothams. Aber Jerome sendete live wie er ein Polizeirevier terrorisiert und er sendete live von der Wohltätigkeitsveranstaltung bis zu seinem Tod. Jeder sah ihn. Und in Gotham bildete sich eine Art Kult um ihn. Sie malten sich wie Clowns an und proklamierten: “Wir sind Jerome”. Und was ist mit Jerome selbst aka “Joker”? Nunja, wir sind in einer Comicverfilmung…natürlich wird er auf skurrile Weise wiederbelebt und ist irrer denn je und davon besessen, Bruce zu töten. Klappt natürlich nicht und er landet erneut in Arkham.
Inzwischen hat auch sein Zwillingsbruder Jeremiah mitbekommen, was aus Jerome geworden ist. Er hatte scheinbar schon immer Angst vor ihm und lebte deshalb unter verdecktem Namen - Xander Wilde - als brillanten Ingenieur in Gotham. Aber Jerome lässt sich nicht so einfach täuschen, er wusste wohl schon lange um die geheime Identität. Als der erneut aus Arkham ausbricht beschließt er seinen Bruder aus der Deckung zu locken, dies sei der Schlüssel um weiteres Chaos in Gotham zu sähen, damit er seine Pläne fortführen kann. Damit das gelingt sendet er an Bruce und Gordon Nachrichten, mit Hinweisen zu seinem Bruder. Diesen folgen sie und so wird er entdeckt. Nach einer Erklärung, wer er ist entsteht letztlich eine Freundschaft zwischen Bruce und Jeremiah. Gemeinsam entwickeln sie Dinge, die den Menschen in Gotham helfen, denn Jeremiah ist im Gegensatz zu seinem Bruder ein wirklich aufrichtiger und guter Mensch. Aber Jerome findet einen Weg, genau das zu zerstören, als letzten Akt nach seinem Tod (Bruce wirft ihn bei einem Handgemenge von einem Gebäude). Er sendet Jerome ein fingiertes Geschenk von Bruce, das ein spezielles Gas freisetzt, das Jeromes Verstand zerstört und seine Haut angreift, so dass sie weiß wie Kreide wird.
Das ist die Geburtsstunde des “wahren Jokers”, wie wir ihn aus den Comics kennen. Ein intelligenter, kalkulierter, besonnener und dennoch vollkommen wahnsinniger Schurke, der wie ein Schachspieler mehrere Züge im Voraus plant. Das macht ihn zu dem größten Widersacher, den Bruce bzw. Batman je haben sollen in ihrem Leben.
Es gibt Comic-Kenner, die der Meinung sind, dass diese Darstellung des Jokers und seine Entstehungsgeschichte mit die beste wäre und das nicht ohne Grund. Cameron Monaghan spielt diese Doppelrolle jeweils so brillant und jeweils ganz eigen, und beide passen perfekt ins Bild des “Clown Prince of Crime”. Seine Inszenierung erinnert mich dabei sehr stark an den Joker von Heath Ledger in “The Dark Knight”. Würde mich sehr überraschen, wenn der Film keine Inspiration war. Ich finde nicht, dass es die “beste” Darstellung ist, aber sie ist sehr gut.
Welche Parallelen gibt es zu Joker 1 bzw. 2?
Erstmal ist das Augenfälligste, dass Joker ein gescheiterter Entertainer ist, über den niemand lacht, der einfach nicht lustig ist. Der in armen Verhältnissen lebt und irgendwie da raus will, ein besseres Leben will. Sich das erträumt.
Dann findet sich auch diese Prämisse von “The Killing Joke” in den Filmen von Todd Phillips wieder, finde ich. Die Prämisse, dass angeblich nur ein Tag reicht, um den Verstand zu verlieren, nur ein Ereignis, um die eigenen Moralvorstellungen über Bord zu werfen. Diese wird in “The Killing Joke” in der Storyline von Barbara auch gespiegelt, wenn auch abgeschwächt, weil es nicht um den Verstand, sondern “nur” um die eigene Moral geht. Generell ist die Story von Barbara erstmal als Spiegel zu sehen zur “Beziehung” von Batman zu Joker. Es verdeutlicht nochmal, wie einfach es wäre, einfach die Linie zu überschreiten und wie viel Kraft es kostet, es nicht zu tun. Und es zeigt, wie stark der Charakter von Barbara war, was die gebrochene Darstellung umso schlimmer macht, man kann es sehr viel besser mitfühlen. Ich kann somit den vielen Kritikern von “The Killing Joke” nicht zustimmen, die finden, der Teil mit Barbara sei langweilig, unnötig, hätte nichts mit dem eigentlichen zu tun. Ich glaube, ich sehe was die Filmschaffenden sich dabei dachten und ich finde, sie haben das gut hinbekommen, was sie transportieren wollten.
Die Parallelen zur Gotham Serie sind eigentlich auch sehr augenfällig erstmal: Das häufige psychopathische Lachen - wobei es bei Arthur schmerzhaft wirkt und wirklich tragisch, eben weil es eine Krankheit bei ihm ist. Dann, dass Jerome nur eine Mutter hat, bei der er aufwächst, in ärmlichen Verhältnissen. Eine Mutter, die ihn misshandelt. Eine Mutter, die er aus Rache umbringt. Dann diese TV-Präsenz, die Fans, dass sich eine ganze Gruppe um ihn schart und ihn verehrt, sich wie Clowns schminkt etc. Dass er diese Menschen dazu inspiriert hat, sich gegen das Establishment zu stellen, sich zu wehren, dass sie stattdessen Chaos verbreiten sollen. Im Grunde sind die direkten und deutlichen Parallelen nur so lange gegeben, bis Jerome “das erste Mal” getötet wird.
Jerome konnte bereits sehr gut den Wahnsinn eines Jokers verkörpern, aber Jeremiah ist noch viel dichter an der tatsächlichen Comicvorlage. Aber auch Jeremiah passt vielleicht trotzdem. Ich finde, Joker 2 von Todd Phillips demontiert nämlich überhaupt nichts. Arthur war nie wirklich “der Joker”. Schon sein Name passt nicht. Der Joker aus den DC-Comics hatte bewusst nur in sehr seltenen Fällen echte Namen - außer Joker. In den meisten Fällen war er also namenlos. Wenn er doch mal welche hatte, dann fingen sie aber immer mit J an: Neben Jerome und Jeremiah wären das z.B. Joe Kerr, Jack White, John Doe. Arthur passt also überhaupt nicht zu Joker. Aber er stellt einen Menschen dar, der dem Joker sehr ähnlich ist. Der ja offenkundig andere inspiriert und mitreißt, Chaos zu stiften. Als er am Schluss letztlich von einem Mitinsassen getötet wird, verhält sich sein Mörder erschreckend identisch zu Joker. Er lacht unaufhörlich dieses kranke, psychotische Lachen. Er genießt es, Arthur umzubringen. Ich spekuliere, dass er der tatsächliche Joker wird, inspiriert von Arthur. Dass Arthur nicht Joker war, aber der Katalysator, um Joker entstehen zu lassen. Er schuf die Voraussetzungen, das Vorbild dafür. Ein weiterer Grund, warum es unlogisch wäre, wenn Arthur als “der” Joker gedacht gewesen wäre: Er trifft das erste Mal auf Bruce, der ein 10-jähriges Kind war, während Arthur ca. 40 Jahre alt ist. Also ein Altersunterschied von mind. 30 Jahren. Bis Bruce zu Batman würde, vergehen vllt. nochmal 15-20 Jahre. Wie alt soll Joker dann bitte sein? 60? Und da soll er die krasseste Bedrohung Gothams sein, die Batman kaum bis gar nicht aufhalten kann? Über Jahre oder eigentlich Jahrzehnte hinweg? Durchgängig? Das macht nicht sehr viel Sinn. Joker 2 demontiert nicht, es zeigt nur deutlich genug, was offenbar sehr vielen Menschen beim ersten Teil nicht aufgefallen ist. Wie Nastja schon brillant in ihrem Artikel schrieb: Viele WOLLTEN, dass Arthur “der Joker” ist - es macht aber leider absolut keinen Sinn. Und hat es nie, auch bei Teil 1 nicht. Es ist aber zugegebenermaßen schwer, sich da frei zu machen. Als ich Joker 1 gesehen habe, bevor Joker 2 existierte, dachte ich auch, es ist eine sehr lose interpretierte Form des Jokers, ein Psychogramm, eine neuartige “Origin-Story”. Mir sind die unpassenden Details nicht aufgefallen. Ich dachte damals sogar, der Film würde sehr gut zu “The Killing Joke” passen, eine Art Reimagination davon sein. Aber ich war blind, wie offenbar sehr viele andere Leute auch. Deshalb wird Joker 2 da sehr viel deutlicher, was auch nötig war, nur leider weigern sich viele dies zu erkennen, da es ihrem bereits vorgefertigten Bild widerspricht, welches sie sich aus dem 1. Teil geschaffen haben.
DANKSAGUNG
Ein besonderer Dank geht an meine Freundin (auf Twitter bekannt als @Nastja_the_Mox), die einerseits mit mir zusammen beide Filme gesehen hat, aber auch mir Joker 2 geschenkt hat. Wir waren beide so angetan, dass wir beschlossen diese Kooperations-Artikel zu veröffentlichen. Wie so oft, ist es einfach bemerkenswert wie gut wir uns hier ergänzen können und wie viel Spaß es einfach macht, etwas gemeinsam zu entwickeln. Danke einfach dafür meine Schöne!
Wer ist Nastja?
Findet es heraus und besucht sie auf ihrem Blog, auf dem Sie u.a. Literaturrezensionen und verdammt gut geschriebene Kurzgeschichten (Fanfiction) im Cyberpunk 2077 Universum veröffentlicht. Auch immer zu empfehlen: Folgt ihr unbedingt auf Twitter! Ihr Kanal strotzt vor Originalität und Kreativität und wird euch sicher bestens unterhalten können. Schaut bei ihr vorbei.
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