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Comic Review: Myre – Die Chroniken von Yria - Band 1 & 2

Comic Review: Myre – Die Chroniken von Yria - Band 1 & 2

Der Comic „Myre - Die Chroniken von Yria: Buch 1 & 2“ von der Berliner Zeichnerin und Autorin Claudya »ALECTORFENCER« Schmidt ist das Ergebnis eines erfolgreichen Crowdfunding Projekts. Alleine diese Tatsache, dürfte den Comic zu etwas Besonderem machen. Insgesamt 5 Jahre hat Frau Schmidt in dieses Werk investiert und das merkt man auch jeder Seite und
jedem einzelnen Strich an.

Der Comic stellt für mich persönlich eine Ausnahmeerscheinung dar. Die Zeichnungen sind so extrem detailverliebt, fantasievoll, ausgefallen und liebevoll inszeniert, dass ich fast bei jedem einzelnen Panel dachte: „Wow! Das müsste man als Poster haben!“ Dazu aber in der vollständigen Kritik mehr.

Um was geht es in "Myre"

„Myre“ erzählt davon, wie die gleichnamige Antiheldin und ihr treuer Drache (bzw. ihre treue Drachin) Varug sich unfreiwillig auf eine Reise begeben, auf der sie die Geheimnisse einer Welt ergründen sollen, die dem Anschein nach längst ausgestorben ist. Dabei treffen sie auf weitere Weggefährten, bestreiten gemeinsam viele Abenteuer und geraten teilweise in scheinbar ausweglose Situationen. Ihr Weg führt sie immer tiefer in bislang verborgene Gebiete und sie werden Teil einer uralten Prophezeiung, die von der Wiedergeburt der Welt kündet.

Review zur "Myre" Band 1 & 2: Kurzfassung

Insgesamt hat mir der Comic ausnehmend gut gefallen. Die Zeichnungen sind atemberaubend schön und strotzen nur so vor Leben und Dynamik. Jedes Panel ist ein Kunstwerk für sich und lädt zum träumen ein. Man versinkt in dieser Welt, taucht in die Geschichte ein, fiebert mit, leidet mit und suchtet von Seite zu Seite - bis die Geschichte ein abruptes Ende nimmt und den Leser etwas unsanft aus der Traumwelt reißt. Man hat das Gefühl, dass die Geschichte gerade erst richtig beginnen wollte, und dann ist sie auch schon vorbei. Es fühlt sich so an, weil man fast schon „zu sehr“ von der Geschichte gebannt ist, so dass vermutlich jeder Cliffhanger einem Aufprall bei 150 km/h auf einer Betonwand gleich kommt. Rumms! Man erfährt in den 2 Bänden und insgesamt 160 Seiten relativ wenig über die handelnden Figuren und ihrer Welt. Und doch wird die gebotene Geschichte sehr spannend erzählt. Ich sage erzählt und meine damit nicht unbedingt durch Dialoge oder Textelemente, sondern durch die Bilder selbst. Der Comic kommt nämlich mit erstaunlich wenig Dialogen aus, und das sehr gut.

Abschließend kann ich eigentlich nur sagen, wer ein Comicfan ist und diesen Comic noch nicht gelesen hat, hat eigentlich noch nicht gelebt. Es ist eine faszinierende Erfahrung einmal ein Comic mit einer solchen Bildgewalt zu lesen. Und da nicht nur die Bilder grandios sind, sondern auch die Story wirklich fesselnd ist – auch wenn nicht viel tatsächliche Handlung geboten wird – kann ich nichts anderes sagen, als dass der Comic mehr als empfehlenswert ist und in jedes gut sortierte Comicregal gehört.

Ihr könnt den Comic direkt beim Splitter Verlag kaufen als Band 1 und Band 2. Oder aber ihr kauft ihn bei der Autorin selbst als einen einzelnen Band, allerdings dann in englischer Sprache. Kleiner Tipp: Auf der Seite der Autorin könnt ihr auch Poster und Karten mit Motiven aus dem Comic kaufen.

Darüber hinaus solltet ihr auch den im November 2019 bei Splitter veröffentlichten Spin-Off "Haunter of Dreams – Die Legenden von Yria" für eure Comic-Einkaufsliste vormerken. Das wird mit Sicherheit wieder ein optisches Feuerwerk.

Review zur "Myre" Band 1 & 2: Vollständige Kritik

Hier erkläre ich, wie ich genau zu den jeweiligen Wertungen gekommen bin, damit ihr das besser nachvollziehen könnt. Außerdem ist dieser Part auch mit Auszügen aus dem Comic gespickt - das könnte mögliche Spoiler enthalten. Wenn euch aber die Kurzfassung der Review schon reicht, werdet ihr hier nicht sonderlich zu neuen Erkenntnissen gelangen, außer dass ihr seht wie fantastisch die Zeichnungen sind.

Erzählstil (10/10)

Dieser Comic kommt mit erstaunlich wenig Text aus, und das auch noch sehr gut. Dialoge sind selten, aber man weiß dank der detaillierten Bilder trotzdem immer, was die Charaktere denken. Klar bleibt vieles ungesagt, aber die Bilder transportieren alles Nötige, um die Geschichte zu verstehen. Die teilweise dadurch entstehende Situationskomik ist brillant umgesetzt und zumindest ich habe bisher noch nichts vergleichbar Gutes in Händen gehalten.

Myre - Die Chroniken von Yria - Band 1 - Seite 15-16

Würde in oben gezeigtem Bild Myre sich nun wortreich über das nicht funktionierende Feuerzeug aufregen, wäre die Situationskomik weit weniger elegant und vielleicht sogar flach. So aber, ist es eine Situation, die zumindest so mancher Raucher kennen dürfte und Nichtraucher trotzdem schmunzeln lässt – einfach nur mit der Situation an sich.

Die Sprechblasen, wenn denn mal welche zu sehen sind, wirken meiner Meinung nach sogar teilweises eher wie Fremdkörper im Bild. Man merkt einfach, dass sie in den meisten Fällen im Nachhinein über das Bild gelegt wurden. Sie sind im Gegensatz zu den lebendigen Bildern, sehr starr, gradlinig und wirken dadurch "leblos". Vielleicht wollte man einen besonders unaufdringlichen Stil der Sprechblasen verwenden, um die Bilder mehr in den Vordergrund zu stellen und nicht zu sehr davon abzulenken. Aber in manchen anderen Panels sind die Sprechblasen wiederum direkt in das Bild eingearbeitet und wirken dadurch viel dynamischer, lebendiger und bis zum letzten Pinselstrich sehr viel passender zu den Zeichnungen. Der Unterschied ist augenfällig, was fast einem Stilbruch gleicht.

Myre - Die Chroniken von Yria - Band 1 - Seite 63

Das ist zwar Meckern in Höhe des Himalayas, aber ich finde man sollte bei der gleichen Hierarchieebene von Sprechblasen, immer den gleichen Stil verwenden. Nichtsdestotrotz, man gewöhnt sich schnell daran und es stört längst nicht so sehr, wie es jetzt den Anschein erwecken könnte. Es kommt auch nicht so häufig vor.

Und weil der Comic eine ganz eigene, außergewöhnliche Erzählweise hat, die ich so noch nie erlebt habe und Schweine geil finde, gebe ich ihm hier trotz der erwähnten Kleinigkeiten die vollen 10 Punkte, die er auch mehr als verdient hat.

Zeichenstil (10/10)

Uff. Also was kann man dazu sagen? Hammer? Genial? Überwältigend? Ich kann mich nicht erinnern, wann ich einen Comic in dieser Zeichenqualität gelesen habe. Das ist eher eine Sammlung von Artworks oder aufwändigen Illustrationen, die zusammengenommen eine Geschichte ergeben, als ein klassischer Comic. Ich kann mich in jedem Bild komplett verlieren und in die Details eintauchen, wie in ein mollig warmes Schaumbad. Es ist einfach fantastisch. Jedes Panel ist ein Kunstwerk für sich, und wie ich bereits in der Einleitung sagte, jedes ist „posterwürdig“. In einem Interview, das die Autorin und Zeichnerin dieses Meisterwerks DeinAntiheld.de gab und das ich euch in der Faktenbox eingebunden habe, erwähnte sie, dass es ihr bei anderen Comics oft negativ auffiel, dass zwar das Cover richtig detailreich ausgearbeitet wird, aber bei den Innenseiten ein sehr reduzierter Stil verwendet wird, der teilweise kaum Ähnlichkeit zum Cover aufweist. Und das wollte sie eben genau nicht. Was auf dem Cover angedeutet wird, wollte sie auch genau so fortführen, ganz getreu nach dem Motto „What you see is what you get“. Und witziger Weise, war das auch genau das, was ich dachte, als ich diesen Comic in Händen hielt, denn genau das ist ihr auch perfekt gelungen.

Ihr wundert euch jetzt bestimmt sehr, aber für diese Meisterleistung an Zeichenkunst gibt es von mir *Trommelwirbel* *Kunstpause* …. die vollen 10 Punkte. Da schaut ihr, was? Hättet ihr nicht gedacht, ne?

Geschichte (8/10)

In der Originalfassung beträgt die Geschichte 160 Seiten. Hier in der Splitter Fassung wurde sie in zwei Bände aufge-splittet… Das kann störend sein, weil man zwei Bände kaufen und lesen muss und nicht gleich alles beisammen hat, aber so hat man gleich 2 Hardcover Comics in jeweils wunderschönem Einband. Hat auch seine Vorteile.

Alles in allem, weiß man nach den zwei Bänden, dass es eine Welt gibt, die durch Machtgier zerstört wurde und die es gilt wiederaufzubauen. Dafür braucht man eine Auserwählte mit einem vermutlich magischen Artefakt – also Myre und ihre Flöte – und einige Weggefährten, die die Heldin bei ihrer Reise unterstützen. Ob diese Flöte wirklich magisch ist oder überhaupt einen Anteil an der Wiederbelebung der Welt haben soll, ist noch nicht deutlich genug gesagt worden. Viel mehr, gibt es auch leider noch nicht zur Handlung zu sagen. Es ist also lediglich als Beginn einer fantastischen Heldenreise anzusehen mit relativ typischen Elementen.

Die Geschichte wird dabei aber sehr spannend und fesselnd inszeniert. Ich fieberte von Seite zu Seite und habe die beiden Bände geradezu durchgesuchtet. Leider hört die Geschichte mit einem ziemlich fiesen Cliffhanger auf.

Es macht dadurch aber auch tierisch Lust auf einen Folgeband, der genau da ansetzt, wo dieser aufhört. Leider müssen wir darauf noch etwas länger warten, weil erst das bereits erwähnte Spin-Off erscheinen wird, das von einer ganz anderen Person erzählt und vermutlich wenig bis gar nichts mit den Handlungssträngen dieses Comics zu tun haben wird.

Die Background-Story der Welt Yria wird übrigens in einem ganz eigenen Stil erzählt und wird mehr als Überlieferung von Weisen und Propheten dargestellt. Fand ich einen richtig coolen Kunstgriff.

Myre - Die Chroniken von Yria - Band 1 - Seite 4-5

Charaktere (8/10)

Insgesamt haben wir in diesen beiden Bänden 5 Charaktere näher kennengelernt: Myre, Varug, Boozer, Lutz und Soyga. Ein richtiger Antagonist im klassischen Sinne wurde noch nicht vorgestellt, es ist auch fraglich ob es das geben wird. Die Handlung benötigt vermutlich keine einzelne lenkende Person, die als Gegenspieler fungiert.

Die Protagonistin Myre wird mal wieder etwas schwierig und eigensinnig dargestellt, ihr Drache Varug vielleicht etwas milder aber ähnlich. Von Boozer hat man noch sehr wenig erfahren, aber man kann annehmen, dass er in der Geschichte wohl sowas wie Yoda sein könnte. Ein weiser alter Mann, der schon vieles gesehen und erlebt hat, spezielle magisch anmutende Fähigkeiten hat, die Prophezeiung kennt und die darin erwähnte Heldin berät, unterstützt und dafür sorgt, dass die Prophezeiung wahr werden kann. Von Lutz weiß man nur, dass er ein einsamer Dieb ist und Soyga ein verwirrter, alter und ebenfalls einsamer Weiser.

Ich finde es ist dennoch ein interessanter Mix aus relativ klassischen Archetypen, die oft und gerne für Fantasy Abenteuer verwendet werden und gebe dafür 8 von 10 möglichen Punkten.

Erwartungen erfüllt (9/10)

Meine Erwartungen wurden ehrlich gesagt weit übertroffen, was die Zeichenkunst betraf. Insgesamt hätte ich vielleicht mehr Handlung erwartet, bin aber überrascht, wie gut es auch so funktioniert und trotzdem Spannung aufgebaut werden kann. Meine Erwartungen bezüglich des Genres, wurden auch absolut erfüllt. Es sind alle nötigen Elemente für eine gelungene Heldenreise vorhanden.

Ich gebe daher 9 von 10 möglichen Punkten.

Überblick

Verlag: Splitter Verlag
Autorin & Zeichnerin: Claudya Schmidt
ISBN Band 1: 978-3-96219-105-4 (Erschienen am 23.04.2018, Seitenzahl 96)
ISBN Band 2: 978-3-96219-106-1 (Erschienen am 18.09.2018, Seitenzahl 96)

Meine abschließende Wertung in den einzelnen Bereichen

Erzählstil
10
Zeichenstil
10
Geschichte
8
Charaktere
8
Erwartungen erfüllt
9
Nerderlei Wertungs-Robbie ND-42-RE Zahlenblock-Scheibe
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Nerderlei Wertungs-Robbie ND-42-RE Zahlenblock
Nerderleis Wertungs-Droide ND-42-RE für Wertungen zwischen 80% und 100%

Gesamtwertung